Incoterms – Überblick und juristische Einordnung
FOB & CIF/CFR – Incoterms im internationalen Warenhandel: Welche Klausel ist besser?

Incoterms – Überblick und juristische Einordnung

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1. Begriff und Herkunft
Die Incoterms („International Commercial Terms“) sind eine von der Internationalen Handelskammer (ICC) herausgegebene Sammlung standardisierter Lieferklauseln. Seit ihrer ersten Veröffentlichung im Jahr 1936 werden sie regelmäßig überarbeitet – zuletzt 2020. Ziel ist die weltweite Vereinheitlichung von Regelungen im internationalen Warenhandel, insbesondere in Bezug auf Lieferpflichten, Gefahrübergang und Kostenverteilung zwischen Verkäufer und Käufer.
2. Rechtsnatur und rechtliche Einordnung
Die Incoterms sind kein Gesetz im klassischen Sinn, sondern gelten als nicht-normative Vertragsbedingungen („Soft Law“). Ihre rechtliche Verbindlichkeit entsteht ausschließlich durch ausdrückliche Einbeziehung in einen Vertrag. Juristisch betrachtet gelten sie als ergänzende Regelwerke zum Kaufvertrag – sei es gemäß Art. 6 CISG (UN-Kaufrecht) oder als AGB-ähnliche Klauseln nach nationalem Recht. Sie ermöglichen die präzise Regelung von Leistungsort, Risikoübertragung und Kostenlast – ein großer Vorteil im grenzüberschreitenden Handel.
3. Ziele und Funktionen
Die Incoterms erfüllen mehrere Funktionen:
  • Reduktion von Transaktionskosten durch Standardisierung
  • Vermeidung von Auslegungskonflikten über Lieferbedingungen
  • Steigerung der Rechtssicherheit im internationalen Handel
  • Optimierung logistischer Prozesse durch klare Risikozuordnung
Damit tragen sie maßgeblich zur Effizienz globaler Lieferketten bei.

Incoterms 2020 – Systematik und Einordnung
Klauseln für alle Transportarten (multimodal)
  1. EXW – Ex Works (Ab Werk) Ort: z. B. Werk des Verkäufers Pflicht Verkäufer: Ware bereitstellen; keine Verlade- oder Exportpflicht Risikoübergang: Sobald Ware bereitsteht Hinweis: Für Käufer nachteilig – trägt nahezu alle Risiken und Kosten
  2. FCA – Free Carrier (Frei Frachtführer) Ort: benannter Übergabeort (z. B. Spediteur-Terminal) Pflicht Verkäufer: Lieferung an Frachtführer inkl. Exportabfertigung Risikoübergang: Bei Übergabe an Frachtführer Hinweis: Fairer Kompromiss, auch bei Containertransport üblich
  3. CPT – Carriage Paid To (Frachtfrei bis) Pflicht Verkäufer: Transportkosten bis Bestimmungsort Risikoübergang: Bereits bei Übergabe an ersten Frachtführer Hinweis: Kosten- und Risikoort weichen voneinander ab – vertraglich klarstellen
  4. CIP – Carriage and Insurance Paid To (Frachtfrei versichert bis) Wie CPT, zusätzlich Transportversicherung mit Mindestdeckung Verkäufer versichert Ware zu Gunsten des Käufers
  5. DAP – Delivered At Place (Geliefert benannter Ort) Pflicht Verkäufer: Lieferung bereit zur Entladung am Zielort Risikoübergang: Erst bei Bereitstellung am Bestimmungsort Hinweis: Käufer muss Einfuhrzoll abwickeln – ggf. komplex
  6. DPU – Delivered at Place Unloaded (Geliefert entladen) Pflicht Verkäufer: Lieferung und Entladung Hinweis: Einzige Klausel mit Entladepflicht – vertraglich klar regeln
  7. DDP – Delivered Duty Paid (Geliefert verzollt) Pflicht Verkäufer: Vollständige Lieferung inkl. Einfuhrzoll und -abgaben Risikoübergang: Bei Ankunft Hinweis: Verkäufer trägt hohe Risiken durch ausländische Zollsysteme – juristische Absicherung empfohlen

Klauseln nur für Seeschiffstransport
  1. FAS – Free Alongside Ship (Frei Längsseite Schiff) Pflicht Verkäufer: Lieferung längsseits Schiff Risikoübergang: Sobald Ware am Kai liegt Hinweis: Nur bei nicht-containerisierter Ware sinnvoll (z. B. Schüttgut)
  2. FOB – Free On Board (Frei an Bord) Pflicht Verkäufer: Verladung auf das Schiff Risikoübergang: Mit Übernahme an Bord Hinweis: Bei Containerware problematisch – besser FCA verwenden
  3. CFR – Cost and Freight (Kosten und Fracht) Pflicht Verkäufer: Transportkosten bis Zielhafen Risikoübergang: Bereits bei Verladung Hinweis: Kosten- und Risikoort verschieden – beachten
  4. CIF – Cost, Insurance and Freight (Kosten, Versicherung und Fracht) Wie CFR, zusätzlich Versicherungspflicht mit Mindestdeckung Hinweis: Versicherung erfolgt im Namen des Käufers – Deckungshöhe beachten

Kritik und juristische Hinweise
  • Einige Klauseln (z. B. EXW) sind im internationalen Handel ungeeignet.
  • Verwechslungsgefahr mit anderen Rechtsvorschriften (z. B. FOB vs. UCP).
  • Keine Berücksichtigung moderner Lieferformen (z. B. E-Commerce).
  • DDP bringt steuerliche und zollrechtliche Risiken für Verkäufer.
  • Incoterms regeln nicht: Eigentumsübergang, Zahlungspflichten, oder rechtlichen Erfüllungsort → alles muss vertraglich separat geregelt werden.
  • Incoterms immer mit Ort und Jahreszahl angeben, z. B. „FOB Hamburg Incoterms® 2020“.
  • Bei Unsicherheiten: Juristische Beratung empfehlenswert.

Fazit
Die Incoterms sind ein zentrales Instrument zur Vereinheitlichung des internationalen Handelsrechts. Sie sind privatrechtliche, aber weltweit anerkannte Standards. Ihre Anwendung erfordert interdisziplinäres Wissen in Recht, Logistik, Steuerrecht und Außenwirtschaft – und sie gelten als Paradebeispiel für die Praxisrelevanz transnationaler Regelwerke.

Diese Informationen stellen keine Rechtsberatung dar.

FOB & CIF/CFR – Incoterms im internationalen Warenhandel: Welche Klausel ist besser?

Einleitung
FOB und CFR/CIF gehören – wie auch EXW – zu den Incoterms und sind insbesondere für Importeure von großer Relevanz. Diese freiwilligen Vertragsklauseln regeln zentrale Aspekte des internationalen Handels und werden auch ohne gesetzliche Verpflichtung weltweit genutzt. Doch was steckt hinter den Klauseln CFR und FOB – und welche davon ist vorteilhafter?

CFR – Cost and Freight
Was bedeutet CFR?
CFR steht für Cost (Kosten) and Freight (Fracht). Diese Incoterm-Klausel wird häufig im Überseehandel genutzt, z. B. im Warenverkehr zwischen China und Deutschland. Dabei übernimmt der Verkäufer die Organisation und Bezahlung der Seefracht bis zum Bestimmungshafen.
Wie funktioniert CFR?
Der Verkäufer versendet die Ware und stellt dem Käufer ein Bill of Lading (B/L) aus, mit dem dieser die Ware im Zielhafen übernehmen kann. Auf den ersten Blick wirkt CFR oft günstiger als FOB – vor allem bei chinesischen Exporten wird CFR häufig vorgeschlagen.
Das Problem mit CFR
Allerdings zeigt sich oft erst im Zielhafen, dass zusätzliche, teils intransparente Kosten anfallen:
  • Unerwartete Hafengebühren, deren Höhe nicht nachvollziehbar ist
  • Unklare Zusatzkosten wie CISF fee, ERS, Zession etc.
Diese Positionen entstehen, weil der Verkäufer den Transport organisiert und somit Einfluss auf den Spediteur und die Preisgestaltung im Zielhafen hat. Der Importeur trägt jedoch die Kosten – ohne Kontrolle.

FOB – Free on Board
Was bedeutet FOB?
Bei FOB übernimmt der Importeur die Verantwortung für die Ware, sobald sie an Bord des Schiffes im Verschiffungshafen verladen wurde. Von diesem Punkt an organisiert und bezahlt der Importeur den Transport.
Wie funktioniert FOB?
Der Exporteur liefert bis zum Schiff, der Importeur übernimmt ab dort – inklusive Seefracht, Hafenumschlag und Zollabwicklung. Dadurch entfallen versteckte Gebühren, die bei CFR häufig auftreten.

FOB vs. CFR – Der Vergleich
Vorteile von FOB für Importeure
✅ Volle Kostenkontrolle:
Der Importeur kann Spediteure frei wählen und Preise vergleichen.
✅ Transparente Kostenstruktur:
Keine versteckten Gebühren im Zielhafen.
✅ Verhandlungsvorteil:
Lieferanten müssen den Transportaufschlag aus dem Warenpreis herausnehmen.
✅ Potenzielle Einsparungen:
Durch den Wechsel von CFR auf FOB sind 25–50 % niedrigere Frachtkosten möglich!
CFR im Überblick – Nachteile für Importeure
❌ Intransparente Hafenkosten
❌ Keine Einflussnahme auf Spediteur oder lokale Dienstleister
❌ Versteckte Gebühren ohne Vorwarnung

Fazit: Welche Klausel ist besser für Importeure?
FOB wird klar empfohlen – und das aus gutem Grund:
  • Planungssicherheit: Sie kennen alle Kosten im Voraus.
  • Kontrolle: Sie behalten die Hoheit über Spedition, Transportweg und Frachtkosten.
  • Transparenz: Keine Überraschungen bei der Ankunft im Zielhafen.
Die scheinbare Bequemlichkeit von CFR entpuppt sich oft als Kostenfalle. Wer auf FOB setzt, profitiert von Klarheit, Kontrolle und Kostensicherheit im internationalen Warenhandel.